Wenn aus Leidenschaft für ein Hobby eine berufliche Perspektive entsteht

Portrait von Richard Tugume, LCU-Trainer für Fahrrad-Mechaniker:innen

Richard Tugume

Durch einen Freund habe ich Richard Anfang 2023 per Telefon kennengelernt. Der ehemalige Rennradsportler lebte zu der Zeit in Nakuru, einer Stadt in Kenia. Mich faszinierte, wie er das Leben auf dem Fahrrad und alles, was mit damit zu tun hat, liebt.

Richard erzählte mir über seinen Traum, ein professioneller Fahrradmechaniker zu werden. Aufgrund seines schwierigen Familienhintergrunds hat Richard leider lediglich den Primar-Schulabschluss erreicht. Seine handwerklichen Fähigkeiten, seine Zuverlässigkeit und Leidenschaft, waren aber für mich die wichtigsten Voraussetzungen ihn bei der Verwirklichung seines Traums zu unterstützen.

Meine Bedingung war, dass er in Nairobi zunächst ein Training zum Fahrradmechaniker absolviert, um die Basics zu beherrschen. Seit seiner Rückkehr nach Uganda im Juli 2023, bildet sich Richard bis heute immer wieder weiter und hat sich so beruflich wie privat nachhaltig weiterentwickelt.

Richard wird nun zum Verantwortlichen für die Fahrradmechaniker:innen Ausbilder bei LCU befördert. Bereits jetzt gibt er sein Wissen 2x wöchentlich an Jugendliche weiter, die dieselben Traum wie er haben.

Mehr über seine Wünsche und Pläne bei LCU in der Abteilung Fahrradreparatur und Fahrradmechaniker:innen-Ausbildung erfährst du im Interview

Warum engagierst du dich bei LCU, obwohl du anderswo arbeiten oder dich selbstständig machen könntest?

«Die Grundeinstellung der LCU-Gründer und des ganzen Teams, unterprivilegierte Jugendliche zu unterstützen und eine berufliche Zukunft zu geben, motiviert mich, mich hier zu engagieren. Ich möchte das Wissen weitergeben, das ich durch die Finanzierung von LCU erhalten durfte.»

Wie sehen deine Aufgaben aus?

«Meine Aufgaben sind vor allem die Fahrräder der Mitglieder, externer Kunden und des Vereins in einen guten Zustand zu halten. Dazu leite ich Radtouren als Bike Guide und Fahrradmechaniker. Meine neue Aufgabe liegt drin, besonders arbeitslosen Jugendlichen ohne andere Chance auf eine berufliche oder schulische Ausbildung in unserer Community anzuleiten und ihnen das Basiswissen rund um Fahrradreparaturen zu vermitteln.»

Wie führst du Trainings durch und wie viele Jugendliche nehmen an den Trainings teil?

«Anhand der LCU-Fahrräder zeige ich durchschnittlich fünf Jugendlichen jeden Dienstag und Donnerstag, wie man die meistgefragten Reparaturen durchführt. Ich vermittle ihnen den praktischen Teil und sie lernen wie man z. B. Reifen, Bremsen und Ketten repariert. Auch wichtig ist der Umgang mit Speichen und der Schaltung. Aktuell arbeiten wir «OpenAir», denn wir besitzen noch keine Werkstatt.»

Gibt es Entwicklungen in deiner Abteilung oder Pläne die Ausbildung weiter zu fördern?

«Ich habe vor kurzem erfahren, dass sich im Februar 2025 ein Schweizer Fahrradmechaniker, Sozialpädagoge und Berufslehrer, Herr René Horber, bei uns engagieren wird. Ich freue mich sehr darauf, noch mehr professionelles Wissen aufzubauen. Diese Chance werde ich nutzen, um mehr über moderne Technik- und Reparaturthemen zu lernen.»

Was wünscht du dir, um die Ausbildung und deine Tätigkeiten bei LCU weiter zu verbessern?

«Einen Raum als Werkstatt zu mieten wäre genial. Wir müssten uns weniger Gedanken um die Wetterbedingungen machen und könnten auch rückenschonender arbeiten. Zusätzlich zu unserem Praxis-Übungsplatz hätten wir dann auch Raum für den Theorie-Input, wo wir eine Schreibtafel und Bücherregale montieren können. Eine Werkstatt wäre auch ein Ort, an dem wir Kunden empfangen könnten, was auch unsere Einkünfte verbessern könnte.»

Und wie werdet ihr den Kurs mit Renè Horber ohne Werkstatt durchführen?

«Dank unserer guten Beziehung zur Hilfsorganisation Pro Uganda haben wir einen Seminarraum und einen Raum, das als Lernwerkstatt gestaltet wird, reserviert. Wir sind dankbar, dass wir diese Möglichkeit haben.»

Mit Dankbarkeit und Zuversicht bedanke ich mich, dass Richard mit Herzblut bei der Projektentwicklung im Bereich der Fahrradmechaniker:innen-Ausbildung dabei ist. Wenn Du den Kurs im Februar 2025 unterstützen möchtest, freuen wir uns über Material- oder Geldspenden. Kontaktiere mich gerne persönlich oder spende direkt hier: